Die Verkehrsplanung für den Mittleren Ring sah ursprünglich durchgängig eine vierstreifige Straßenführung vor. Im Bereich Ost/Südost wurden dabei zwei Varianten diskutiert.
- Variante 1 (Wohngebietsvariante): Ausbau der durch die Ortslagen Mölkau und Stötteritz führenden Straßen.
- Variante 2 (Bahnvariante): Neubau einer Straße östlich entlang des Güterrings der Deutschen Bahn AG.
Mittlerweile ist ein Ausbau der Wohngebietsvariante gestrichen. Gesucht werden lediglich kleinteilige Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung (bisher ist das Verkehrs- und Tiefbauamt aber noch nicht fündig geworden). Die Bahnvariante wird für einen zweistreifigen Ausbau freigehalten.
Überblick
schwarz = gegenwärtiger Verkehrsfluss durch die Wohngebiete
rot = Bahnvariante
Stress in den Wohngebieten
Ein reger Kraftfahrzeugverkehr von 18.000 Kfz/24h, auf Teilabschnitten auch 19.000 Kfz/24h, rollt täglich über die Paunsdorfer, Engelsdorfer und Sommerfelder Straße durch die Ortsmitte von Mölkau und über die Holzhäuser Straße durch das Zentrum von Stötteritz. Der überwiegende Teil dieses Verkehrs ist für beide Stadtteile Durchgangsverkehr. Der genannte Straßenverlauf gehört zum ursprünglich geplanten Mittleren Ring, Abschnitt Ost/Südost. Der Ring wird zwar nicht mehr geschlossen, aber der zugehörige Tangentialverkehr muss irgendwie bewältigt werden.
Durch die hohe Verkehrsbelastung beträgt in Mölkau und in Stötteritz an vielen Hausfassaden die Lärmimmission tags über 70 dB(A) und fällt auch nachts nicht unter 60 dB(A). Bei Überschreitung dieser Grenzwerte sieht die Stadt Leipzig Handlungsbedarf zur Lärmminderung. Für die Fortschreibung des Lärmaktionsplans werden die Auslösewerte auf 67 dB(A) bzw. 57 dB(A) herabgesetzt. Die Gesamtheit der Anwohner wird darüber hinaus durch Abgase und Feinstaub massiv belastet, da Kreuzungen und Knicke im Straßenverlauf den Verkehrsfluss immer wieder behindern. Fahrradfahrer benötigen neben den viele Kfz starke Nerven und Fußgänger müssen für eine Straßenüberquerung entweder bis zur nächsten Ampel laufen oder sprintstark sein.
Um das ehemalige Rathaus von Mölkau und an der Holzhäuser Straße in Stötteritz haben sich Versorgungseinrichtungen, Ärzte und Dienstleister angesiedelt. Die Entwicklung zu einem attraktiven Stadtteilzentrum wird durch den enormen Kfz-Verkehr aber dramatisch ausgebremst.
Das Verkehrs- und Tiefbauamt sucht schon länger nach verkehrsberuhigenden Maßnahmen, ist bisher aber nicht fündig geworden. Mit der sich rasant entwickelnden Einwohnerzahl nimmt auch die Zahl der Kfz zu. Dieser Entwicklung sind die Straßen in Mölkau und Stötteritz nicht gewachsen. Der Verkehr muss perspektivisch aus den Zentren von Mölkau und Stötteritz verlagert werden.
Kartenquelle: Themenstadtplan der Stadt Leipzig
Vision Bahnvariante
Der Verkehr des Mittleren Rings könnte von der Theodor-Heuss-Straße bis zur Richard-Lehmann-Straße ohne Behinderung an der Bahntrasse entlang geführt werden. Neu zu bauen wären (nach jetziger Festlegung) lediglich 2 Fahrspuren für die Kraftfahrzeuge. Fußgänger und Radfahrer könnten weitestgehend vorhandene Wege benutzen und wo diese nicht vorhanden sind, reicht die Anlage auf der Ostseite dieser Tangentialstraße. Die neue Straße muss keinerlei Grundstücke erschließen und kommt mit maximal 5 Kreuzungen zwischen dem Start- und dem Endpunkt aus. Da keine Grundstücksanschlüsse zu beachten sind, kann an erforderlichen Stellen aktiver Lärmschutz realisiert werden.
Einige Punkte sollen genauer betrachtet werden:
Diese Karte und die folgenden Kartenausschnitte sind dem Themenstadtplan der Stadt Leipzig entnommen. Bei den kleinen Karten war als Maßstab 1:1000 gewählt worden, der jeweils unten rechts dargestellte Maßstabsbalken steht für 50 Meter.
Startpunkt Theodor-Heuss-Straße/ Geithainer Straße
Der aus Norden kommende Verkehr schwenkt hier von der Theodor-Heuss-Straße nach rechts auf die Geithainer Straße. Nach der ursprünglichen Planung sollte ab der Watzdorfer Straße eine neue Straße vierspurig an die Bahn herangeführt werden. Dabei würden einige Kleingärten überbaut.
Bei einer zweistreifigen Verkehrsführung könnten die Geithainer Straße und die Cunnersdorfer Straße voll genutzt werden.
Schwenk hinter die Karl-Härting-Straße
Fließt der Verkehr schon neben dem Bahndamm, dann kreuzt er hier die Cunnersdorfer Straße und erreicht danach den brachliegenden Streifen zwischen dem Bahndamm und den Höfen hinter den Häusern der Karl-Härting-Straße. Bei der Verkehrsführung über die Cunnersdorfer Straße muss hier nach links abgebogen werden.
Die Lärmbelastung der Anwohner könnte durch eine zum Bahndamm hin offene Einhausung (Lärmgalerie) in Grenzen gehalten werden. Die offene Einhausung erspart einige Maßnahmen für Tunnelbauwerke. Um den Lärmschutz nicht zu schmälern, sollte die Zweenfurther Straße zur Sackgasse werden.
Stünzer Park
Nach den letzten Häusern der Härting-Straße fällt das Gelände zur Rietzschke hin ab. Die Tangentialstraße müsste auf einem mittelhohen Damm geführt werden und einen Durchgang für den Bach und für Fußgänger gewährleisten. Eine niedrige Schallschutzwand sorgt für Ruhe im Park.
Querung der Theodor-Neubauer-Straße
Die Theodor-Neubauer-Straße ist eine reine Erschließungsstraße für die Anwohner, sie braucht keinen Anschluss an die Tangentialstraße. Daher wäre es sinnvoll, die Tangentialstraße als Brücke über diese Straße zu führen. Wenn die Tangentialstraße nach der Brücke auf Stelzen am Grundstück 102 vorbeigeführt wird, könnte unter der Straße zwischen den Stelzen ein Fuß- und Radweg beginnen, der eine Verbindung zur Zweinaundorfer Straße ermöglicht.
Kreuzung Zweinaundorfer Straße
Das ist eine wichtige Kreuzung. Da die Zweinaundorfer Straße in einem Geländeeinschnitt unter der Bahn hindurchgeführt wird, sollte auch die Ringstraße niveaufrei die Zweinaundorfer Straße kreuzen. Der Raum für erforderliche Rampen ist vorhanden, zumal der S-Bahn-Haltepunkt Richtung Stadt verschoben wird (und der weitere Verlauf der Bahnlinie nach Stötteritz begradigt wird). Ein Rest der Straße Am Güterring wird für Fahrradfahrer und Fußgänger reserviert.
Kreuzung Oststraße
Von der Zweinaundorfer Straße verläuft die Tangentialstraße auf der Straße Am Güterring. Hinter der neuen S-Bahn-Haltestelle könnte die Straße geradeaus auf die ehemaligen Bahngleise geführt werden. Die Straße Am Güterring wird ein Fuß- und Radweg. Für den Kfz-Verkehr wird nach der Neutrassierung der Gleisanlagen eine Straßenverbindung zwischen Oststraße und Zweinaundorfer Straße über den Bereich der dann stillgelegten Bahnanlagen errichtet. Eine direkte Anbindung der Oststraße an den Mittleren Ring kann somit entfallen.
Kreuzung Papiermühlstraße
Unter Einbeziehung der stillgelegten Bahntrasse könnte die Tangentialstraße, wenn der Platzbedarf für die erforderlichen Rampen reicht, auch hier niveaufrei über die Papiermühlstraße führen. Anderenfalls muss die Kreuzung niveaugleich ausgeführt werden. Diese Lösung kommt mit geringerem Platzbedarf insbesondere auf der nördlichen Seite aus.
Kreuzung Prager Straße
Die Ringstraße kreuzt die Prager Straße unmittelbar neben dem jetzigen Kreuzungsbereich mit der Naunhofer Straße und dem Friedhofsweg. Die Lösung für diesen Knoten wird nicht einfach zu finden sein. Denkbar wäre etwa ein modifizierter Kreisverkehr, ein Throughabout, der die Straßenbahn und den Hauptverkehr auf der Prager Straße bevorzugt. Um den Verkehrsfluss auf der Tangentialstraße nicht zu bremsen, wäre eine Unterführung angebracht.
Wilhelm-Külz-Park
Um den Park vor Verkehrslärm zu schützen, sollte die Tangentialstraße etwas abgesenkt werden. Diese neue Straße nimmt den Nord-Süd-Verkehr des Mittleren Rings und den Verkehr der B2 auf. Als Ausgleich für diesen Straßenbau könnte die Straße An der Tabaksmühle von vier Fahrspuren auf eine reine Anliegerstraße zurückgebaut werden. Damit würden das ganze Areal beruhigt und das Völkerschlachtdenkmal deutlich aufgewertet.
Einmündung in die Richard-Lehmann-Straße
Am Ende des Parkes wird die Richard-Lehmann-Straße erreicht. Über diese Straße besteht Verbindung nach Connewitz und zur B2/B95. Die Tangentialstraße könnte aber auch neben der Bahn bis zur Arno-Nitzsche-Straße oder sogar bis zur B2/B95 weitergeführt werden.
Der skizzierte Straßenverlauf lässt den Verkehr gleichmäßig fließen. Damit werden die Lärmerzeugung sowie die Abgas- und Feinstaubemissionen gegenüber der Wohngebietsvariante spürbar gesenkt. An den wenigen kritischen Stellen dieser Trasse sind aktive Schutzmaßnahmen möglich.
Der Bau des Mittleren Rings am Bahndamm würde in Mölkau und Stötteritz zu einer enormen Verkehrsentlastung führen. Damit wären auch Voraussetzungen geschaffen, in beiden Stadtteilen den Umweltverbund massiv zu erhöhen und die Lebensqualität tausender Einwohner zu verbessern. Die Trassen verläuft in weiten Abschnitten über brachliegendes Gelände und ungenutzte Bahnanlagen, erfordert also nur geringe Eingriffe in die Natur.